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Wenn ich es mache, wird es besser

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Fallstrick Perfektionismus

Selten wird jemand die Karriereleiter hochgehoben, weil seine oder ihre Persönlichkeit so überzeugend, gefestigt und charismatisch ist. Die Leistung und die Zuverlässigkeit sind die Karrieretreiber in deutschen Unternehmen.

Das macht verständlich, dass man der Einstellung „Wenn ich es mache, wird es besser“ so oft begegnet. Und von der Sache her ist sie oftmals sogar richtig. Doch die Folgen zeigen, wie fatal diese Haltung am Ende ist.

Folge 1: Unzufriedenheit

Wenn auch nur 5% dieser Haltung bei der*dem Mitarbeiter*in ankommt, dann wirkt die Führungskraft abgehoben. Sie hebt sich über die anderen, ist also überheblich. Und schließlich: Die Freude der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters über die eigene Gutleistung wird sofort gedämpft, wenn die Führungskraft ein Auge darauf wirft.

Jetzt glauben manche, dass das motiviert, um das nächste Mal die fehlenden 5% auch noch zu schaffen. Aber das Gegenteil ist der Fall – es demotiviert. Es kommt die Haltung an: „Ich kann ja eh machen was ich will, er*sie ist unzufrieden.“

Folge 2: Druck

Mit der Haltung „Wenn ich es mache, wird es besser“ übertrage ich natürlich auch den eigenen Anspruch auf die anderen. Das ist zumeist aber zutiefst unfair, denn es wird der Faktor Zeit ausgeblendet. Ja, auch ich war nicht von Anfang an so gut. Auch ich habe Fehler gemacht. Den Anspruch einer ausgereiften Fachkraft auf alle zu übertragen muss für viele eine Überforderung darstellen.

Wenn wir jetzt noch von der Hypothese ausgehen, dass die Führungskraft aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistung zur Führungskraft wurde, dann ist der Anspruch per se überdurchschnittlich und damit für die meisten zu hoch. Das macht enormen Druck.

Folge 3: Mangelndes Verantwortungsgefühl

Viele Mitarbeiter*innen richten es sich bei einer solchen Führungskraft gemütlich ein. Denn wer verstanden hat, wie die Führungskraft zu spielen ist, der*die wird nicht mehr viel mitdenken müssen. Immer wenn es Verantwortung zu tragen gibt, dann ist der einfachste Weg, die Führungskraft zu fragen. Dieser fällt das gar nicht auf, denn es entspricht ja dem eigenen Verständnis, dass es dadurch am besten wird, also die Frage mehr als legitim, ja sogar erwünscht ist.

So entledigt sich der*die Mitarbeiter*in aller Verantwortung. Nicht selten hört man daher von den gleichen Führungskräften, die sich für die besten halten, auch den Satz: „In meinem Team übernimmt keiner Verantwortung.“

Folge 4: Bequemlichkeit

Diese Folge ist die Konsequenz der letzten Folge. Ich kann nicht nur Entscheidungen an meine Führungskraft abwälzen, vielmehr kann ich auch entspannt sein und muss mich nicht anstrengen. Wer einmal aufgehört hat, den Anspruch der Führungskraft erfüllen zu wollen, für den spielt es keine Rolle mehr, ob es die gefühlten 5% oder 25% unter Erwartung sind. Zufrieden wird die eigene Führungskraft eh nicht sein.

Wer also einmal den Druck überwunden hat, der*die kann sich entspannt in der Bequemlichkeit einrichten.

Wir müssen also so schnell wie möglich lernen loszulassen. Auch wenn mein Ergebnis 5% besser ist als das jedes*r Einzelnen im Team, ich alleine werde immer schlechter sein als das Teamergebnis motivierter Mitarbeiter*innen.  Der Blick darf also nicht auf den perfektionistischen Zustand gehen, wenn ich auf Ergebnisse schaue. Vielmehr richte ich meinen Blick auf das Ergebnis und stelle mir die Frage: „Ist das Ergebnis, das mir vorgelegt wurde, ausreichend gut, um unsere Ziele zu erreichen?“

Mit dieser Frage werden Sie Ihren Anspruch neu eichen. Ihr Maßstab wird nun: Gut genug und nicht mehr perfekt. Für Sie entlastend, für das Ergebnis beflügelnd und für das Team befreiend.

Wenden Sie sich an uns, wenn Ihnen diese Frage nicht reicht, um mehr zu delegieren. Wir unterstützen Sie gerne.

Autor: Dr. Axel Schweickhardt

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