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Sehnsucht Stabilität – wie wir auch in unsicheren Zeiten fokussiert bleiben

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Die Komplexität der modernen Welt schlägt erbarmungslos zu. Nicht genug, dass sich die Schlagzahl über die Jahre kontinuierlich erhöht hat, nun jagt noch eine Krise die andere.

Mit digitalen Besprechungen finden wir nicht einmal mehr die Verschnaufpause, die der Gang von einem Meetingraum in den nächsten mit sich brachte. Es geht einfach Schlag auf Schlag. Vor dem Hintergrund von gestörten Lieferketten und Energiekrise mutet das mittlerweile allerdings wie ein Luxusproblem an.

Flexibilität, Ambiguitätstoleranz, Agilität – schöne Schlagworte, die nun plötzlich Realität geworden sind, die vom nice-to-have zur conditio-sine-qua-non geworden sind. Ohne diese Kompetenzen geht es einfach nicht mehr. Widerstand zwecklos, die Veränderung kommt, mit uns oder ohne uns.

Stopp. Was wir in der äußeren Welt nicht aufhalten können, das benötigt in der inneren Welt einen Ausgleich. Nicht trotz der Anforderungen, sondern gerade deswegen. Wenn wir in der äußeren Welt, in der kalten Realität, keine Verschnaufpause bekommen, dann brauchen wir den Halt in uns. Den Ruhepol, der uns wappnet für die Anforderungen. Es geht nicht nur darum die Herausforderungen zu bestehen, den Kopf über Wasser zu halten, es geht darum, das, was ansteht, mit Freude zu tun.

Wie war das mit Pi, der Junge der Schiffbruch erleidet und sich mit einem Tiger auf dem rettenden Floß wiederfindet? Auf den ersten Blick ein Horror. Doch die beiden verbindet auch etwas, es entsteht eine Freundschaft, die mehr ist als der blanke Kampf ums Überleben. Diese Kraft, die Pi in sich findet, diese Kraft brauchen wir nun auch und – wir haben sie.

Klingt esoterisch? Ist aber nichts weiter als Stressforscher schon lange wissen. Es sind die inneren Bewertungen, die darüber entscheiden, wie belastbar wir sind. Und wenn wir die äußeren Anforderungen nicht ändern können, dann hilft weder lamentieren noch aufbegehren. Ganz im Gegenteil: Es macht alles nur noch schlimmer.

Schauen wir uns also an, was uns helfen kann, unseren inneren Halt zu stärken. Mit ein paar Zutaten werden wir alle zu Pi und können Frieden, mit dem was uns quält, schließen. Nicht um aufzugeben, sondern um die Energie zum Kämpfen zu haben, wo es sich zu kämpfen lohnt.

Und die erste Zutat ist innerer Abstand. Das Hilfsmittel dafür: Perspektivwechsel.

Legen Sie – in Gedanken oder tatsächlich – auf dem Fußboden doch mal ein Seil aus. Das eine Ende ist der Beginn der Krise. Das andere liegt in der Zukunft. Entlang dieses Seiles visualisieren wir nun den Verlauf der Krise.

Starten wir vorne: Wann begann es, dass die Sehnsucht nach Stabilität größer wurde? Wann haben wir unser Stabilitätsdefizit erkannt?

Diese Krise hat einen Höhepunkt, vielleicht ist er schon erreicht, vielleicht liegt er noch in der Zukunft. Visualisieren Sie diesen Höhepunkt durch eine Ausbeulung in dem ausgelegten Seil. Gehen Sie nun weiter in die Zukunft. In eine Zukunft in der die Krise überwunden wurde. Und richtig: Es spielt keine Rolle, wie sie überwunden wurde, ob durch eine Rückkehr von Stabilität in unserer realen Welt oder durch den Halt, den wir gelernt haben uns selbst zu geben.

Blicken Sie nun zurück. Sind Sie weit genug in der Zukunft, dass Sie der Krise mit einem Schmunzeln begegnen können? Nein? Dann gehen sie so weit in die Zukunft, dass das möglich wird. In diesem Zustand abgeklärter Erfahrung stellen Sie sich nun ein paar Fragen: Wofür war diese Krise gut? Was habe ich daraus gelernt? Wie wichtig ist sie mit dem Abstand aus der Zukunft betrachtet?

Die zweite Zutat für unseren inneren Halt ist: Eine Neubewertung der Auswirkungen. Ja, es ist anstrengend, sich immer wieder neu zu erfinden und das wollen wir hier nicht weg reden. Und es ist auch richtig, dass Krisen Emotionen wie Ängste, Ärger und Hilflosigkeit hervorrufen und diese Emotionen sind schwer auszuhalten. Da hilft innerer Abstand zwar, aber weg gehen die Emotionen dadurch natürlich nicht. Richtig ist aber auch: Neben diesen Belastungen, neben den unangenehmen Emotionen gibt es auch anderes. Veränderung belastet und kann gleichzeitig Freude machen. Wie ein Bungeesprung. Auch der macht Angst und ist faszinierend zugleich.

Auch hierzu wollen wir Ihnen ein paar Fragen anbieten: Welcher Grad an Unsicherheit tut mir gut? Was an der jetzigen Situation kann ich genießen? Was brauche ich um Unsicherheit zu genießen?

Und nun kommen wir zur dritten Zutat für unseren Wundertrunk zur Stärkung des inneren Halts: Demut. Dieser aus der Mode gekommene Begriff hat dringend eine Renaissance nötig. Denn sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und die Gegebenheiten hinzunehmen ist ein wichtiger Schlüssel für inneren Halt. Wie kann das sein? Sich unwichtig zu fühlen macht uns stark? Demut bedeutet ja nicht, die eigene Existenz als unwichtig zu betrachten und damit in depressionsähnliche Zustände zu kommen. Nein, Demut bedeutet zu akzeptieren, dass manche Dinge größer sind als wir. Die Krisen können wir nicht verändern, was hilft dann klagen?

Die Kunst ist zu erkennen: Worauf habe ich Einfluss? Wenn ich etwas verändern kann, dann lohnt es sich Energie zu investieren. Was größer ist als ich, das sollte ich mit Demut ertragen. Was sind die wichtigen Dinge in meinem Leben, die ich beeinflussen kann? Können diese wichtigen Dinge für mich als Inseln der Stabilität herhalten? Kann ich diese Inseln gezielt nutzen, um meinen Stress aus der rauen Realität abzubauen?

So gestärkt kann ich meine Insel der Stabilität immer wieder gezielt verlassen und mich in die tobenden Wellen der stürmischen Realität stürzen. Diese Realität braucht all meine Kraft und ich brauche Ausdauer. Suchen Sie diese Ausdauer nicht in einem Urlaubsprospekt, sondern in sich selbst.

Und wenn Sie bei der Suche Unterstützung benötigen, haben wir bei unseren Seminaren rund um die Persönlichkeitsentwicklung mit Sicherheit auch etwas für Sie dabei. Es lohnt sich, entweder das eigene Emotionsmanagement zu reflektieren oder sogar noch gezielter über die individuelle Persönlichkeitsentwicklung an sich zu arbeiten.

Autor: Dr. Axel Schweickhardt

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