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Vom Kollegen zum Vorgesetzten – häufige Fragen

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Einige typische Fragen beim Übergang vom Mitarbeiter zum Chef sind:

  • Wie gehe ich mit früheren Kollegen um, denen ich näher stehe als anderen?
  • Wie gehe ich mit unterschiedlicher Ansprache um, wenn ich einige duze und andere sieze?
  • Wie gehe ich damit um, wenn mein Chef mich gar nicht führen lässt, weil er direkt auf meine Mitarbeiter durchgreift?
  • Ich weiß, dass ich delegieren muss, aber ich kann mich doch nicht von heute auf morgen um 180° drehen. Wie soll ich das machen?
  • Ich möchte meinen Kollegen ein guter Vorgesetzter sein. Aber was gehört da alles dazu?

Einige Antworten auf diese Fragen soll der folgende Blogartikel anbieten. Fordern Sie daneben jedoch so früh wie möglich ein Führungsseminar besuchen zu wollen, denn gerade zu Beginn wird Ihnen dies noch gerne zugestanden. Potenziale bietet Ihnen das speziell für den Führungseinstieg zugeschnittene Seminar Vom Kollegen zum Vorgesetzen an.

Wie gehe ich mit früheren Kollegen um, denen ich näher stehe als anderen?

Das ist eine ganz knifflige Frage, denn wir werden uns gegenüber Menschen nie ganz unabhängig von unserer Sympathie verhalten können. Daher versuchen viele sich gezielt gegenüber den sympathischeren Kollegen zurückzuhalten. Das ist zwar ein ehrenwerter Versuch, allerdings ist es keinesfalls besser, wenn am Ende die beliebteren Kollegen benachteiligt werden, was oftmals die Folge dieses Verhaltens ist.

Wenn sich diese Situation schon nicht auflösen lässt, so können Sie sich dennoch immer wieder selbst hinterfragen, ob Ihr Verhalten fair ist. Stellen Sie sich einfach vor, Sie müssten eine bestimmte Entscheidung, etwa wer eine Aufgabe übernimmt, Ihr Stellvertreter wird oder an einem Meeting teilnimmt, gegenüber dem ganzen Team begründen. Gelingt es Ihnen hier eine nachvollziehbare Begründung zu finden, so können Sie davon ausgehen, dass Ihre Entscheidung fair ist. Ertappen Sie sich dabei, dass Ihre Begründungen bestenfalls fadenscheinig sind, sollten Sie Ihre Entscheidung korrigieren. Spielen Sie nun die gleichen Fragen mit der korrigierten Entscheidung durch. Manchmal kommen Ihnen aus der Perspektive doch noch die sachlichen Argumente, die Ihnen zuvor nicht eingefallen waren – scheuen Sie sich dann nicht Ihre ursprüngliche Entscheidung doch so beizubehalten. All dies ist natürlich nur ein Gedankenexperiment. Manchmal werden Sie Ihre Entscheidung tatsächlich vor anderen transparent machen, aber das ist natürlich kein Muss.

Hüten Sie sich jedoch davor, alle gleich behandeln zu wollen. Manchmal kommt Ihre Sympathie ja auch daher, dass diese Personen tatsächliche Leistungsträger sind. Ein Leistungsträger darf auch gewisse Vorteile genießen. Entscheidend ist also nicht die Frage, ob Sie alle gleich behandeln, sondern ob Sie alle fair behandeln.

Manchmal beschränkt sich das näher stehen nicht nur auf Sympathie, sondern auch auf ein freundschaftliches Verhältnis, bei dem man auch mal zusammen etwas unternimmt. Hier gilt grundsätzlich, dass einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem nichts im Wege steht, es gibt allerdings ein Aber. Bei den gemeinsamen Unternehmungen verbietet es sich, dass Sie über Kollegen oder gemeinsame Vorgesetzte sprechen, denn als Vorgesetzter sollten Sie Ihre Meinung über andere Kollegen niemals vor anderen und erst recht nicht hinter deren Rücken äußern. Sollte das Gespräch also auf Kollegen kommen oder in ein allgemeines Schimpfen über die Firma ausarten, so machen Sie darauf aufmerksam, dass sich ein solches Gespräch mit Ihrer neuen Rolle nicht vereinbaren lässt und wechseln Sie das Thema.

Meistens verändern sich freundschaftliche Verhältnisse zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter im Laufe der Zeit, denn aufgrund der unterschiedlichen Rollen kommt automatisch eine Distanz in die Beziehung. Letztlich ist das der Preis, den Sie für Ihre neue Rolle zahlen müssen. Akzeptieren Sie eine solche Veränderung und versuchen Sie nicht auf Teufel komm raus diese aufzuhalten, denn hier ist das Risiko groß, entweder andere unfair zu behandeln oder den Erwartungen Ihres Chefs nicht zu entsprechen.

Wie gehe ich mit unterschiedlichen Ansprachen um, wenn ich einige duze und andere sieze?

Ein allgemeines Du muss in die Kultur passen und zu Ihnen. Wenn das für Sie nicht passt, dann behalten Sie die Ansprachen bei. Erklären Sie ihn offen, dass es sich hier um die gewachsenen Verhältnisse handelt, dass Sie unabhängig von der Ansprache aber natürlich jeden fair und wann immer möglich entsprechend seiner Kompetenzen und Interessen behandeln werden.

Wenn Sie mit einigen per Du sind, dann ist es manchmal schwerer kritische Gespräche zu führen. Beginnen Sie solche Gespräch einfach mit dem Satz: „Es fällt mir selbst nicht ganz leicht das jetzt zur Sprache zu bringen, weil wir ja ein sehr gutes Verhältnis miteinander haben, als Führungskraft muss ich jedoch ein Thema ansprechen…“

In beiden Situationen gilt: Das gesprochene Wort wirkt entlastend und nimmt die Beklemmung. So gelingt es auch im Du-Verhältnis die notwendige Distanz und Sachlichkeit bei heiklen Themen zu erzeugen.

Wie gehe ich damit um, wenn mein Chef mich gar nicht führen lässt, weil er direkt auf meine Mitarbeiter durchgreift?

Klären Sie so früh wie möglich Ihre Rolle mit Ihrem Vorgesetzten. Dazu gehört es zu klären, was Ihre Aufgaben sind und welche Kompetenzen damit verbunden sind. Ist das geklärt und Ihr Vorgesetzter lässt Sie immer noch nicht machen, suchen Sie das Gespräch und sprechen Sie dieses Thema an. Machen Sie deutlich, welche Auswirkungen sein Verhalten auf die Sache und den Respekt hat, den Sie bei Ihren Mitarbeitern genießen.

Gehen Sie in diesem Gespräch davon aus, dass Ihr Chef sich auch erst an Sie gewöhnen muss und nicht mit bösem Willen an Ihnen vorbei führt. So lassen sich solche Themen in weiten Teilen auflösen.

Manchmal allerdings führt kein Weg daran vorbei, dass sich Ihr Chef in Ihre Belange einmischt, etwa wenn es schnell gehen muss. Finden Sie für diese Fälle einen Modus Vivendi, d.h. klären Sie mit Ihren Mitarbeitern und mit Ihrem Chef, dass sie in diesen Fällen sofort informiert werden wollen, damit Sie nicht aus Unkenntnis widersprüchliche Aufträge verteilen.

Ich weiß, dass ich delegieren muss, aber ich kann mich doch nicht von heute auf morgen um 180° drehen. Wie soll ich das machen?

Auch wenn die Antwort hier vielleicht nicht befriedigend ist: Tun Sie es.

Delegation ist ein ganz entscheidender Hebel, um als Führungskraft erfolgreich zu sein. Sie haben mit Ihrer neuen Funktion auch neue Aufgaben übernommen. Wenn Sie diese nicht erfüllen, schaden Sie sich selbst. Um sich die notwendigen Freiräume hierfür zu verschaffen, bleibt Ihnen nur das Mittel der Delegation.

Der Weg, den viele frisch gebackene Führungskräfte gehen, diese Tätigkeiten durch Mehrarbeit zu kompensieren, ist aus mehreren Gründen der falsche. Zum einen werden dann nur die notwendigsten Aufgaben erledigt. Vieles, was für dauerhaften Erfolg notwendig wäre, bleibt liegen. Zum anderen haben Sie auch trotz Delegation in der Führung ausreichend Mehrarbeit. Packen Sie alles auf Ihre Schultern, werden Sie auf kurz oder lang auch persönlich den Preis zahlen.

Auf der anderen Seite machen Sie sich klar, dass Ihre Mitarbeiter es nicht anders erwarten, als dass Sie Aufgaben abgeben. Denn unabhängig davon, ob Sie früher Kollege waren und nun Vorgesetzter sind, oder ob der Chef von außerhalb kommt, es ist für einen Mitarbeiter schlechterdings normal, dass Führungskräfte Aufgaben delegieren. Es kommt also nur Ihnen komisch vor.

Und schließlich machen die allermeisten jungen Führungskräfte die Erfahrung, wenn Sie Aufgaben delegieren, dass ihre Mitarbeiter nicht sauer über die Mehrarbeit sind, sondern vielmehr froh über die übertragene Verantwortung und das entgegengebrachte Vertrauen.

Ich möchte meinen Kollegen ein guter Vorgesetzter sein. Aber was gehört da alles dazu?

Zunächst einmal bleiben Sie der Mensch, der Sie sind. Wenn Sie bislang erfolgreich waren, warum sollten Sie sich als Mensch dann ändern?

Darüber hinaus gibt es natürlich eine Menge Aufgaben und Handwerkszeug, das zum Führen gehört. Sie werden auch nach Jahren der erfolgreichen Führung feststellen, dass es Kniffe und Hilfsmittel gibt, die Sie bisher noch nicht kannten.

Bei dieser lebenslangen Lernaufgabe unterstützen wir Sie sehr gerne zum Einstieg mit unserem Seminar Vom Kollegen zum Vorgesetzten und später mit anderen Aufbauseminaren zur Führung oder auch zur Persönlichkeitsentwicklung.

Autor: Dr. Axel Schweickhardt

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