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Performanz: Liebenswürdigkeit – von der Schwierigkeit Grenzen zu setzen

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Schauen wir auf Performanz, bedeutet es vorhandenes Wissen und vorhandene Kompetenzen auch dann anzuwenden und umzusetzen, wenn wir uns dabei persönlich unwohl fühlen. Es geht also darum, den Mut zu haben, Entscheidungen zu treffen und ins Handeln zu kommen, obwohl unsere Gewohnheiten und erlernten Verhaltensmuster sich sträuben.

Was hindert uns an der Umsetzung? Neben dem Verlassen von Gewohnheiten, wie wir das in Bezug auf Flexibilität gesehen haben, gibt es einen weiteren, häufig anzutreffenden Faktor: die Liebenswürdigkeit.

Liebenswürdig zu sein bedeutet, andere durch den Ausdruck eigener Emotionen für die eigenen Themen zu begeistern. Es bedeutet, andere mitzureißen und für sich zu gewinnen. Andere gewinnen zu wollen ist der Kern von Dienstleistungsorientierung, denn nur wenn Erwartungen erfüllt werden, wird der andere mir auch zugewandt sein. Genau dieses gewinnen wollen kann jedoch auch zur Falle werden. Befinde ich mich in einer schwierigen Situation, in der ich aller Voraussicht nach jemand anderem auf die Füße treten werde, kann es sein, dass ich allein aus dem Wunsch heraus, andere nicht zu verletzen, nicht wie vorgehabt handele. Es anderen recht zu machen und so deren Bestätigung und Lob für mein Vorgehen zu erhalten, ist dann wichtiger als das ursprüngliche Ziel. Dies bedeutet, dass alle Vorarbeit, die ich in den Plan gesetzt habe, durch meinen Wunsch zu gefallen und von den anderen Bestätigung zu erhalten, auf einen Schlag zunichte gemacht ist. Wie gelingt das? Über die Annahme, dass mein Gegenüber von meinem Vorschlag nicht begeistert ist und mir gegenüber mit Ablehnung und Widerstand auftritt, entsteht die Befürchtung ungeliebt zu sein oder gar ausgestoßen zu werden. Somit greifen über diese Emotionen banale Verhaltensmuster und damit Ur-Sorgen und -Ängste. Und auch wenn diese zumeist unbewusst bleiben, lenken sie doch unser Verhalten.

Was kann ich nun tun, damit ich handlungsfähig bleibe? Idealerweise stellen Sie sich die Situation schon im Vorhinein vor. Überlegen Sie sich, wie der oder die anderen auf Ihre Ideen und Vorschläge reagieren. Welches Verhalten ist wahrscheinlich und welches eher unwahrscheinlich? Meist stellen Sie hier fest, dass die Folgen, rein rational betrachtet, nicht annähernd so gravierend sind, wie die Emotionen sie machen wollen. Aus diesen Ideen heraus planen Sie Ihr weiteres Vorgehen. Wie können Sie auf den jeweils nächsten Schritt Ihres Gegenübers reagieren? Sie werden sehen, dass Sie hier schnell Alternativen für Ihr weiteres Auftreten finden.

Machen wir diese Situation zunächst an einem alltäglichen Beispiel fest. Sie kaufen Kleidung ein und während Sie anfangs recht angetan von dem Stück waren, neigen Sie am Ende eher zu einem Nein. Sie werden während des gesamten Besuchs im Geschäft unglaublich gut beraten und haben somit die Person als auch ihre Beratung schätzen gelernt. Nun geht es dem Ende zu. Eine Variante wäre etwa „Vielen Dank für die gute Beratung. Leider habe ich heute nichts Passendes gefunden.“ Sie haben sich elegant verabschiedet und kommen aus der Situation heraus, dem anderen gefallen zu wollen. Vielleicht kennen Sie aber auch diese Variante? „Vielen Dank. Ich denke noch einmal darüber nach und komme später wieder vorbei“ – wohl wissend, dass es das später nicht geben wird. Was Sie hier hindert klar zu sein, sind Ihre Emotionen: Sie wissen, der andere hat sich die Mühe gemacht, Sie zu beraten und sich um Sie zu kümmern und die auf der anderen Seite erwartete Belohnung, Ihr Einkauf, bleibt aus. Demzufolge verletzen Sie die andere Person und die Sorge ist, dass auch Ihre Gunst in der des Verkäufers sänke, verhielten Sie sich anders – die Liebenswürdigkeit greift. Auf solche persönlichen Muster können Sie in unseren Seminaren rund um die Themen Ausstrahlungskraft oder auch Emotionsregulation schauen.

Im Führungsalltag müssen Sie nicht nur selbst konsequent sein und Ihrer Liebenswürdigkeit nicht auf den Leim gehen. Auch Ihre Mitarbeiter können in diese Falle tappen, etwa wenn Sie von dem Mitarbeiter ein anderes, konsequenteres Auftreten gegenüber einem anderen Kollegen erwarten, weil Zuarbeiten nicht kommen. Vielleicht gelingt es Ihrem Mitarbeiter trotz mehrmaliger Gespräche nicht, sich durchzusetzen und die geforderten Unterlagen zu erhalten. Sprechen Sie mit Ihrem Mitarbeiter und überlegen Sie, warum es so schwer fällt, mit dem Kollegen offen zu reden. Entwickeln Sie gemeinsam Strategien, wie das liebenswürdige Muster zurückgesellt werden kann zugunsten der Sache. Natürlich haben Sie hier als Führungskraft die Möglichkeit steuernd einzugreifen. Gleichzeitig sollte dies nicht Ihre Aufgabe sein, schließlich ist auch der Mitarbeiter erleichtert, wenn er die innere Zerrissenheit zu der Situation gut auflösen kann. Und vor allem er hat für die Zukunft gelernt. Prüfen Sie, an welchen Stellen Sie noch etwas ändern können und nutzen Sie auch unsere Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung, um sich diesem Thema weiter zu widmen.

Autorin: Kerstin Neumann

 

Hier kommen Sie zu den anderen Artikeln der Serie:

  1. Performanz: Nachhaltigkeit persönlicher Entwicklung
  2. Performanzblockaden im System – oder: Bremsklotz System
  3. Performanz: Das steigende Gewicht der Persönlichkeit
  4. Performanz: Flexibilität der Mitarbeiter
  5. Performanz: Liebenswürdigkeit – von der Schwierigkeit Grenzen zu setzen

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