In unserem Artikel zum Agile Delivery Gap zeigen wir auf, dass die Angebote von vielen Weiterbildungsanbietern heute noch viel zu generisch, langsam und wenig bedarfsorientiert sind. Dabei ist es längst möglich, auch in der Personalentwicklung agil zu arbeiten. Warum funktioniert der Markt dennoch – sowohl mit zufriedenen Unternehmen als auch mit zufriedenen Teilnehmenden?
Die Antwort ist einfach: Es werden mit dieser Form der Weiterbildung Bedürfnisse befriedigt. Gleichzeitig sehen wir bei näherer Betrachtung, dass diese Bedürfnisse wenig mit dem Leistungsversprechen zu tun haben, das eigentlich gegeben wurde. Schauen wir einmal in den Seminarraum eines offenen Trainingsanbieters: Die meisten Teilnehmenden sind zufrieden, obwohl hier bei 12 Personen mit unterschiedlichsten Erwartungen und Herausforderungen sehr wenig Raum für Individualität bleibt und die Zeit von 2 Tagen für den netto erzielten Mehrwert sehr lang ist. Was ist passiert?
Erstmal haben alle etwas gelernt. Dies ist an sich wertvoll und sicherlich in den unterschiedlichsten Lebenslagen einsetzbar, wenngleich die Herausforderungen des Alltags häufig andere sind. Zweitens ist es eine tolle Erfahrung, wenn von Output auf Input umgestellt werden kann. Ich muss mich nicht nur weniger anstrengen, sondern besser noch: Es wird etwas für mich getan. Zudem ist das Ganze für den Teilnehmenden selbst meist nicht mit Kosten verbunden. So kann er oder sie das gute Essen und den unterhaltsamen Trainer oder die inspirierende Trainerin genießen. Somit werden ausreichend viele Bedürfnisse befriedigt, die zu guten Feedbackbögen führen.
Da diese Bilanz ernüchternd scheint, müssten die Unternehmen doch Konsequenzen ziehen – schließlich zahlen Sie die Rechnung. Doch auch auf Seiten der Personalentwicklung werden Bedürfnisse befriedigt. Mit der Zufriedenheit der Teilnehmenden kann sich die Personalentwicklung schmücken. Und wenn am Ende des Tages am Arbeitsplatz keine Veränderung eintritt, dann gilt der Mitarbeitende als untherapierbar. Gleichzeitig bedeutet die Zufriedenheit der Mitarbeitenden auch, dass sich diese stärker ans Unternehmen binden, denn dass das Unternehmen etwas für sie tut, ist heute eine Erwartungshaltung, die die meisten mitbringen. Wer hier nicht liefert, der kann seine Mitarbeitenden schnell von hinten sehen.
Das Training geht also nicht vollständig am Bedarf vorbei. Aber: Man könnte in viel weniger Zeit viel mehr erreichen!
Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung lassen sich Trainings designen, die individuell, schnell und günstig sind. Durch die Beachtung des Lifecycles lassen sich Angebote erarbeiten, die entsprechend der Karrierestufe die richtigen Kompetenzen im richtigen Format adressieren.
Stellen Sie sich vor, Sie haben es im Rahmen eines Changeprozesses mit einem Konflikt zu tun, der daraus entsteht, dass zwei Mitarbeitende, die sich nicht grün sind, nun plötzlich am gleichen Thema arbeiten und sich auch noch vertreten müssen. Und statt in zwei Monaten zu einem Seminar zum Konfliktmanagement zu fahren, rufen Sie bei der Potenziale GmbH an, weil Sie wissen, dass hier agil gearbeitet wird. Ein freundlicher und kompetenter Berater oder eine gleichermaßen ausgezeichnete Beraterin erfragt Ihren Hintergrund und macht Ihnen nach 15 Minuten folgenden Vorschlag: Sie bekommen ein e-based Fokustraining, in dem Sie den Hintergrund zur Konfliktanalyse lernen. Anschließend treffen Sie sich online zu einem Coaching, in dem auf Basis der Konfliktanalyse mögliche Herangehensweisen an den Konflikt besprochen werden. Auf dieser Basis beschließen Sie, dass es sich lohnt, in ein 6-Augen-Gespräch zu gehen. Mit einem weiteren e-based Fokustraining zur Konfliktmoderation erlernen Sie den Hintergrund für ein solches Gespräch. In einem nächsten Coachingtermin üben Sie mit der Beraterin oder dem Berater schwierige Gesprächssituationen. Dann gehen Sie in das Gespräch mit den Mitarbeitenden und anschließend können Sie das Gespräch in einer dritten Coachingsequenz reflektieren und weitere Schritte planen.
Mit einem Zeitaufwand von insgesamt 6 Stunden und einem Kostenfaktor von nicht einmal 50% des offenen Seminars haben Sie genau das, was Sie benötigen. In insgesamt 2 Wochen haben Sie den Prozess durchlaufen. Der Input kam jeweils genau zu dem Zeitpunkt, zu dem er auch für die Praxis für Sie relevant war.
Das ist echte agile Personalentwicklung. Mit weniger sollten Sie sich nicht zufriedengeben.
Autor: Dr. Axel Schweickhardt